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Channel: Kommentare zu: alles offen?!
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Von: Dr. Eberhard Huber

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Hallo Gebhard,

danke für Deinen Kommentar. Du stellst wichtige Fragen. Verkürzt bringt es für mich die erste schon auf den Punkt:

> Wer bezahlt die Wissensarbeiter?

Leider habe ich keine (befriedigende) Antwort.

Ein Stück weit habe ich auch resigniert. Ich habe hier auf dem Blog Artikel, die wirklich häufig gelesen werden, weil sie auch in der Wikipedia verlinkt sind. Vor Jahren hatte ich die Zählmarken der VG Wort mitlaufen lassen. Als es zur potentiellen Auszahlung kam, hat die VG Wort kurzerhand die Lesezahlen ignoriert und nichts ausgezahlt. Ich habe Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht – das was man da bekommt ist lächerlich und deckt nicht einmal den Zeitaufwand, den man mit der Formatierung hat. Wenn ich mir die Publikationsbedingungen für gängige Konferenzen anschaue wird mir übel. Ich überlasse dem Verlag der die Papers veröffentlicht so weitgehende Nutzungsrechte, dass ich meine eigenen Inhalte nicht einmal mehr hier verwenden könnte.

Vielleicht habe ich doch eine Antwort auf die Frage. Wenn ich mein Geschäftsmodell heute betrachte verdiene ich mein Geld mit operativer Projektleitung und nicht mit Wissensarbeit. Wissensarbeiter werden nicht bezahlt. Wissen wird zur Zeit im Zuge der “geistigen Eigentums” Debatten zur Ware degradiert, die der Ausbeutung Vieler durch Wenige dient. Ich denke das ist das gleiche Problem, das sich auch bei der Diskussion um Kulturflatrates und ähnlichem stellt. Wer bezahlt einen Musiker wenn alle Downloads frei sein sollen? Wenn eine Umlage erhoben wird stellt sich die sofort die Frage “Wer verteilt die eingenommenen Gelder nach welchen Kriterien an wen?” Jedes halbwegs nutzungsgerechte Verteilsystem würde einen immensen Aufeand für Ãœberwachung und Protokollierung erfordern. Einfache Verteilsysteme (z.B. Gema, VG-Wort) werden sehr schnell ungerecht und dienen der Umverteilung.

Deine Drehscheibe ist ein treffliches Beispiel. Du hast Deine Idee durch eine kostenpflichtige Lizenz geschützt. Wir hatten auch schon mal darüber gesprochen weil ich erwogen hatte sie in einem Projekt einzusetzen. Die Lizenzkosten hätten einen wesentlichen Teil der Summe, die mein Kunde bereit gewesen wäre zu zahlen, verbraucht. Unterm Strich hätte ich dann umsonst arbeiten müssen – das wäre für mich auch keine befriedigende Lösung geworden. Die Drehscheibe frei zu geben und auf nenneswerte freiwillige Rückflüsse zu hoffen wäre auch keine Lösung. So entsteht ein Deadlock.

In diesen Deadlock bin ich schon in vielen Bereichen gelaufen (Musik, Texte, Bildende Kunst). Ich befürchte so lange unsere Wirtschaftssystem durch und durch kapitalistisch ist wird sich dieser auch nicht auflösen lassen. Wissensarbeiter sind (noch) eine Utopie. Solange die Verteilmechanismen der Wirtschaftsleistung (national und global) so sind wie zur Zeit wird sich da m.E. nichts ändern. Insofern ist die Freigabe der Inhalte ein kleiner hilfloser Akt gemäß dem Spruch “Lieber eine Kerze anzünden als die Dunkelheiut verfluchen”.


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